nir-Shop, ein Restaurant, eine Nudelma- nufaktur. Auch letzteres kann jederzeit besichtigt werden. „Besucher stören uns nicht. Im Gegenteil: Es freut uns, wenn Menschen aus aller Welt sich für uns in- teressieren“, sagt Phuntsok Tenzin, ein 27- jähriger Tibeter, der seinen echten Namen lieber nicht veröffentlicht sehen will. „Wir haben keinen offiziellen Status, deshalb sind wir auf die Unterstützung der Touri- sten angewiesen.“ Phuntsok Tenzin gehört zu einer Ge- neration, die keinen Flüchtlingsausweis mehr von der nepalesischen Regierung bekommen hat. Nach 1989 wurde die Aus- stellung der sogenannten „refugee cards“ gestoppt. Phuntsok Tenzin hat kein einzi- ges Dokument, das seine Existenz offiziell bestätigt. Ohne die „refugee card“ ist es für die Tibeter in Nepal schwierig auf le- galem Weg eine Arbeit zu finden oder eine Wohnung außerhalb der Siedlungen zu mieten. „Ich kann zumindest noch ein bisschen von dem Ausweis meiner Eltern profitieren, aber was werden meine Kin- der einmal machen?“, sagt Phuntsok Ten- zin. „Manchmal werde ich richtig wütend: Ich wurde hier geboren, ich spreche Ne- pali, ich habe die nepalesische Uni abge- schlossen – ich lebe seit 27 Jahren in die- sem Land, aber ich habe keine Chance, die nepalesische Staatsbürgerschaft oder irgendein Dokument zu bekommen“, sagt er. „Nicht einmal einen Führerschein darf ich machen.“ Trotzdem passt Phuntsok Tenzin sich an. Was bleibt ihm auch an- deres übrig. Nepal ist die einzige Heimat, die er hat. Tashi Thasi, der ehemalige Wider- standskämpfer, tritt aus seinem Haus in die Sonne, die nun hoch über den Gip- feln des Himalayas steht. „Wenn ich der jungen tibetischen Generation einen Rat geben sollte“, sagt er, „so würde dieser lauten: Lernt viel und arbeitet hart. Schafft euch eine Heimat. Endet nicht so verloren wie wir.“ Doch das ist leichter gesagt, als getan. A kaufsladen am Eingang einer tibetischen Siedlung in Pokhara. Mingdol war sechs Jahre alt, als ihre Eltern Tibet verließen und mit ihr durch das Gebirge nach Ne- pal gingen. „Der Laden ist eine kleine Un- terstützung für die Familie. Von der Re- gierung bekommen wir ja keine Jobs“, sagt Mingdol. Also gründen viele junge Tibeter ihr eigenes Geschäft: Ein Souve- Sie geben die Hoffnung nicht auf: Die älteren Tibeter sehnen sich noch immer nach einer Rückkehr nach Tibet. 36 | missio 3/2017