NACHGEFRAGT BEI ... Hamado Dipama (43) In seiner Heimat Burkina Faso gehörte er zu den ersten Anhängern des Revolutionsführers Thomas Sankara. Als einer seiner Mitstreiter ermordet wurde, musste er fliehen. INTERVIEW: STEFFI SEYFERTH 12 | missio 5/2017 „Wir werden euch da oben kontrollieren“ Herr Dipama, Sie haben sich schon früh in Ihrer Jugend für Politik inter- essiert. Was hat Sie dazu motiviert? Mein politisches Engagement hat mit der Revolution von Thomas Sankara angefan- gen. Er hat großen Wert darauf gelegt, dass sich junge Leute – als die Zukunft des Landes – für Politik interessieren. Die äl- teren Generationen sind in einem kolo- nialistischen oder neokolonialistischen System aufgewachsen, in diesen Köpfen eine Veränderung loszutreten ist mühsam. Die Jugend war die richtige Zielgruppe für Sankara, um eine neue Denkweise zu etab- lieren. Thomas Sankara übernahm 1983 durch ei- nen Putsch die Macht, brach mit kolonia- len Strukturen und regierte bis zu seiner Ermordung 1987 das Land. Wie erlebten Sie das Ende dieser kurzen Ära? Es war ein großer Schock, und wir konn- ten nicht glauben, dass dieser Aufbruch wirklich vorbei sein sollte. Erst im Laufe der Zeit wurde uns klar, was für negative Folgen die Machtübernahme von Blaise Compaoré hatte. Was hat sich verändert? Die Menschen wurden wieder in Geisel- haft genommen. Die meisten waren nicht einverstanden mit dem Machtwechsel, aber wir konnten nicht mehr friedlich de- monstrieren. Kritiker wurden festgenom- men oder ermordet. Einschüchterungen waren zu dieser Zeit an der Tagesord- nung. Man durfte auch nicht mehr über Thomas Sankara sprechen. Sankara hatte in nur vier Jahren Nahrungsmittelautono- mie für unser Land erreicht. Unsere Roh- stoffe wurden nicht mehr exportiert, son- dern im eigenen Land verarbeitet. Unser Hauptrohstoff Baumwolle wurde in eige- nen Fabriken zu Kleidung verarbeitet. Da- vor hatten nur französische Konzerne die Befugnis, Baumwolle aus Burkina Faso zu kaufen. Und auch der Rohstoff-Preis h t r e f y e S i f f e t S : o t o F