VOR ORT BURKINA FASO Eine fremde Welt, in der unbekannte Mächte das Sagen haben: An geheimnisvollen Altären halten die Fetischzauberer Kontakt zu den Geistern der Ahnen und empfangen Anweisungen von den Naturgöttern. Statuen auf dem Dach sollen böse Geister abwehren (Bild rechts). 34 | missio 5/2017 Bischof Modeste. Er ist selbst hier gebo- ren, die Kultur der Lobi ist seine eigene. „Wir brauchen einen Dialog zwischen Glaube und Kultur, sonst werden wir un- sere christliche Religion hier nicht leben können.“ So pflegt er nun zum Beispiel regel- mäßig Kontakt zu Seiner Majestät, dem König von Gan. Es ist ein kleines König- reich, mit etwa dreißig- bis vierzigtau- send Untertanen. Der heutige König ist der 29. Thronfolger in der Linie der Gan. Er wurde von einem Ältestenrat vorge- schlagen, die zuvor das Orakel der Ahnen befragt hatten. Sein Reich ist Teil der Re- publik Burkina Faso, er kann sich also nicht über die Gesetze des Staates stel- len. Aber der König vermittelt bei Strei- tigkeiten in seinem Volk, wenn es etwa um die gerechte Verteilung von Ackerland geht. Etwa zwölf Frauen und über sech- zig Kinder hat er - die genaue Zahl nennt er nicht, denn: Er hat sozusagen die Frauen und Kinder seines verstorbenen Vorgängers „übernommen“, die nun eben- falls zu seiner Familie zählen. „Außerdem werden mir immer wieder Waisenkinder gebracht, um die ich mich kümmern muss,“ sagt der junge König und blickt im bunten Ornat von seinem Thronstuhl auf. Nur knapp älter als 40