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mm_ebooks_06_2017

VOR ORT KENIA Fußball, Massage und therapeutische Gespräche: Alles ist besser, als zum Nichtstun verdammt zu sein. MONICA A.: „Wir bieten einen geschützen Raum an, damit die Leute über ihre Erfahrun- gen sprechen können.“ | missio 6/2017 19 verbinden. Staub umweht die Füße der jungen Männer, die auf einem freien Ge- lände Fußball spielen, setzt sich in den Säumen der bodenlangen Gewänder der somalischen Schulmädchen fest, wenn sie nachmittags auf dem Heimweg sind. Staub, der sich auf die Coladosen und Seifenpackungen legt, die die Straßen- stände feilbieten. Die Häuser hier reihen eins an das an- dere, eine Anreihung von metallenen glit- zernden Blechdächern, die sich weit in die Ebene erstreckt. Das Land hier gehört den Turkana, die seit jeher hier Vieh hal- ten. Mit ihnen hat die kenianische Regie- rung verhandelt, um die Menschen aus den Kriegsgebieten ansiedeln zu können. Kakuma wächst und wächst: Weitere 30000 Menschen werden nun in Kakuma 5 angesiedelt, denn Tag für Tag, Woche für Woche treiben Krieg und Gewalt, Ver- gewaltigungen und Plünderungen die Südsudanesen dazu, jenseits der Grenze Sicherheit zu suchen. Als Salva Kiir, der Präsident des Süd- sudans, am 9. Juli seine Rede zum sech- sten Unabhängigkeitstag der Nation hielt, hatte er seinen Landsleuten wenig Gutes mitzuteilen: Er musste erklären, wa rum wieder nicht gefeiert werden konnte: Weil der überwiegende Teil der Men- schen des ressourcen- und ölreichen Südsudans nicht einmal eine Mahlzeit am Tag hat. Weil der Versuch von 2015, Kämpfe und Überfälle zwischen den Nuer und den Dinka einzudämmen, nicht gelungen ist. Gewalt und Hunger quälen die Menschen in einer Dimension, die die Vereinten Nationen als eine der ent- setzlichsten Krisen seit ihrer Gründung einordnen. Der Staatspräsident des Südsudan selbst ist Dinka. Er trägt immer noch gerne den ausladenden Cowboyhut, den ihm der ehemalige US-Präsident George Bush schenkte. Sein Widersacher und ehemaliger Stellvertreter Riek Machar ist Nuer. Im Unterschied zu ihren einfachen Landsleuten müssen sich Kiir und Ma- char trotz des Bürgerkriegs um keine Mahlzeit sorgen und sitzen nicht hier im Flüchtlingslager Kakuma. Die, die ihnen Gefolgschaft leisten, aller- dings schon. Und auch die, die einfach in Frieden ihren Lebensunterhalt erwirt- schaften wollten, aber ihre Äcker brach liegen lassen, weil überall Heckenschüt- zen lauern. Hier, 100 Kilometer von der südsudanesischen Grenze enfernt, sitzen sie einer neben dem anderen: Unter ei- nem Dach aus Ästen und Reisig ist ein Grüppchen von Südsudanesen zusam- mengekommen, die erst vor kurzem ein- getroffen sind. Nuer-Männer und -Frauen sitzen neben Dinka. Im Flüchtlingslager wird nicht nach der Zugehörigkeit zu den Volksgruppen getrennt. Stattdessen wer- den den Leuten nach Ankunftstag Unter- künfte zugewiesen. Im Lager sollen sich möglichst wenig Fraktionen bilden. Denn 2014 forderten gewalttätige Ausschrei- tungen zwischen verschiedenen Grup- pen Tote und Verletzte. Zwei Mitarbeiter des Jesuiten-Flücht- lingsdienstes sind gekommen, um mit

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