Aleppo Junge Syrer blicken auf ihre zerstörte Stadt. ren Grundbedürfnisse, ist für sie ein Ding der Unmöglichkeit. Besonders schwer haben es auch die Frauen, die kurz vor der Entbindung stehen; Kleinkinder, die sehr viel Wasser brauchen – und die Ehe- männer, die vor dem schier unlösbaren Problem stehen, die schweren Wasserei- mer in den 5. oder 6. Stock tragen zu müssen. Es gibt ja keinen Strom, also funktionieren auch die Aufzüge nicht. Anfang Dezember 2016 Wir alle hier in Aleppo spüren, dass wir in eine neue Phase eingetreten sind. Wir befinden uns jetzt im Auge des Sturms, und keiner weiß, was noch passieren wird. Auch jetzt, während ich euch schreibe, höre ich den ohrenbetäuben- den Lärm der Bombardierungen um mich herum, das Donnern der Flieger und der Raketen, die nicht weit von uns in die Straßen und Häuser einschlagen ... (...) In der aktuellen Phase, seit Anfang Dezember, hat die Armee mit ihrem Vor- marsch begonnen, um den östlichen Teil der Stadt von den Rebellen zurückzuer- obern. Für uns ist die Lage kritisch. Die vielen Raketen, die auf uns niederregnen, können wir längst nicht mehr zählen. Erst vorgestern sind in einem einzigen Stadt- teil 35 Raketen eingeschlagen! Eine hat das Krankenhaus Saint Louis der Schwes- tern des hl. Josef getroffen, ist aber zum Glück nicht explodiert. Auch bei uns gibt es viele Tote und Verletzte – und das gilt auch für den östlichen Teil der Stadt, wo die Stellungen der bewaffneten Gruppen massiv bombardiert werden. Sicher müs- „Wie befinden uns jetzt im Auge des Sturms, Wiederaufbau? Wird sie uns helfen, die zerstörten Kirchen und Moscheen wieder aufzubauen, die für die Menschen ein wichtiges Zeichen der Hoffnung sind, oder müssen wir das übernehmen? Wo und keiner weiß, was noch passieren wird.“ aber sollen wir das Geld hernehmen? Was sollen wir mit den Menschen tun, die noch immer in Behelfsunterkünften le- ben? Werden sich die Lebensbedingun- gen hier verbessern? Wir wissen, dass wir mit den Nothilfe- maßnahmen weitermachen müssen, aber wir müssen allmählich auch an Projekte für den Wiederaufbau denken. (...) Wir se- hen, was alles vor uns liegt, und wissen nicht, wo wir anfangen sollen. A Dies ist ein Auszug aus dem Buch „Hoffnung in der Hölle“. j IHRE MEINUNG INTERESSIERT UNS! Der Franziskanerpater Ibrahim Alsabagh ist freiwillig nach Aleppo gegangen, um zu helfen. Können Sie diese Entscheidung nachvollziehen? Wenn Sie möchten, schreiben Sie uns! missio Redaktion „missio magazin“ Pettenkoferstraße 26-28 80336 München redaktion@missio.de missio 6/2017 | 9 sen auch dort wieder die Zivilisten den Preis für diese Absurdität bezahlen. In Anbetracht der ernsten Lage hat die Zentralregierung vorgestern Abend in Damaskus den Befehl erteilt, die Schulen in Aleppo eine Woche lang zu schließen – was unsere Ängste natürlich bestätigt hat. Eine abgeriegelte Stadt, ein Volk, dem langsam der Atem ausgeht. Es ist er- schütternd, Kinder mit lauter Stimme und Tränen in den Augen sagen zu hören, dass sie Angst haben, zu sterben ... 2. Januar 2017 In mir ist eine ganze Liste von Fragen, auf die ich keine Antwort weiß. Wie wird die Nachkriegszeit in Aleppo aussehen? Der Krieg ist nicht wirklich vorbei, in vielen Stadtteilen schlagen noch immer Raketen ein. Die Lebensbe- dingungen sind genauso prekär wie zu- vor. Die Menschen in Aleppo haben im- mer noch mit Armut und Hunger zu kämpfen, sind ohne Wasser und Arbeit. Hat die Regierung einen Plan für den