Please activate JavaScript!
Please install Adobe Flash Player, click here for download

mm_ebooks_01_2018

rückgezogen. Vielleicht können wir wie- der heim.“ Sie wollten die Rückkehr wa- gen. Also näherte sich Pfarrer Daniel Beh- nam eines Tages ganz vorsichtig der ver- lassenen Pfarrkirche von Bashiqa und sah sich um. Er öffnete die eiserne Tür und trat in den Kirchenraum. Da entdeckte er einen Plastikstuhl, ganz nahe am Ein- gang, und etwas, das darauf lag. Er wusste, was es war, und erschrak: Ein Gürtel, befüllt mit Sprengstoff. Jemand musste ihn dort hingelegt haben. Damit er explodiert, sobald sich die Kirchentüre öffnet, und möglichst viele mit in den Tod gerissen werden. Bomben und Sprengsätze Es war nur Glück, dass dieser Plan nicht aufging und der Sprengsatz nicht in die Luft ging. Pfarrer Daniel lebt. Er lebt, und mit ihm lebt die Hoffnung auf einen Neuanfang in den Städten und Dörfern der Ninive-Ebene. Orte wie Bashiqa sind kaum 20, 30 Kilometer entfernt von Mossul, der früheren Millionenstadt, die heute zu weiten Teilen in Trümmern liegt. Die Ninive-Ebene im heutigen Irak liegt im Ursprungsland der Christen. Deren Biblisches Land: Die Ninive-Ebene im Nordirak. Sprache, das Aramäische, ist die Sprache Jesu, und die assyrische Schrift ist uralt. Im nahen Mossul hat sich der Islamische Staat eines seiner Machtzentren aufge- baut. Anfang Juli 2014, zu Beginn des Fastenmonats Ramadan, trat hier der IS- Führer al-Baghdadi vor seine Anhänger in der Großen Moschee und verkündete, dass von nun an das Kalifat ausgerufen sei und alle Welt ihm, dem großen Kalifen, zu dienen habe. An einem weiteren Freitag tönte es aus den Lautsprechern der vom IS besetzten Moscheen. „Christen müssen Moslems werden, eine Kopfsteuer bezahlen, oder sie müssen die Stadt verlassen.“ Die Häu- ser der Christen wurden mit einem ara- bischen Buchstaben beschmiert: Eine Ab- kürzung für „Nasrani“, wie „Nazarener“, also „Christen“. Drei Tage hätten sie Zeit, dann würden sie getötet. Bald setzte sich ein Flüchtlingszug in Bewegung, zu Fuß, mit Autos, auf LKW. Zunächst suchten die Menschen Schutz in den kleinen Städten nahe Mossul, im- mer noch in der Hoffnung auf eine bal- dige Heimkehr. Andere zogen weiter in Städte wie Dohuk und Erbil, die zur au- tonomen Kurdenregion gehören. „Innerhalb von wenigen Tagen kamen 100 000 Flüchtlinge zu uns“, erinnert sich Stephen Rasche. Der US-Amerikaner ar- beitet für die chaldäisch-katholische Erz- diözese in Erbil, der Hauptstadt der Re- gion Kurdis tan. Die Kirche war es, die die Neuankömmlinge mit dem Nötigsten missio 1/2018 | 17

Seitenübersicht