ben“, sagt er. Und sein Leben in Kenia? „Kenia ist ein gutes Land. Wir haben hier aber ein Problem: die Staatsbürgerschaft“. Barnabé spricht damit das aus, was alle der heute versammelten jungen Leute in Wartestellung hält: Sie sind registrierte Flüchtlinge oder Asylbewerber. Damit bleiben ihnen eine offizielle Arbeitser- laubnis oder Zuschüsse zu den Studienge- bühren vorenthalten. „Zum Glück ist meine Mutter Kenianerin“, sagt Zamzam. „Sonst könnte ich mir mein Studium nicht leisten“. Zamzam trägt Kopftuch, sie ist gläubige Muslimin. Dass sie sich für Tushirikiane, einen Verein in der Träger- schaft der katholischen Kirche, engagiert, ist für sie kein Widerspruch. „In Kenia wächst der Extremismus. Ich will zeigen, dass es nur miteinander geht, nicht ge- geneinander“, sagt sie. Neue Generation Raissa, Zamzam und Barnabé stehen für eine neue Generation. Sie übersetzen für ihre Eltern, erklären ihnen Formulare, be- gleiten sie bei Behördengängen. Die Chan- Raissa und Zamzam arbeiten ehrenamtlich für Tushirikiane. Der Verein bringt Flüchtlinge aus Ruanda, Burundi und dem Kongo in Solidaritätsgruppen zusammen. cen, die die neue Heimat bietet, ver- suchen sie nach Kräften zu ergrei- fen. Ihre Familien haben die quirlige ke- nianische Hauptstadt den großen Flücht- lingslagern vorgezogen. Wohl wissend, dass die Hauptstadt härteres Pflaster ist, aber eben auch mehr Chancen bietet. Zu- mindest ihren Kindern. „Barnabé wird ein besseres Leben haben als ich“, sagt sein Va- ter später im Kreis der Familie. „Ich bin hier fremd, aber er gehört schon dazu.“ A TUSHIRIKIANE Tushirikiane ist Suaheli und be- deutet „Solidarität und gegensei- tige Unterstützung“. Die Betreu- ung von Flüchtlingen aus dem Ge- biet der Großen Seen wurde von P. Wolfgang Schonecke, einem Afri- kamissionar, 1996 initiiert. Heute begleitet Tushirikiane rund 1300 Flüchtlingsfamilien vor allem aus der Demokratischen Republik Kon - go, Ruanda und Burundi. Sie leben in Gruppen zwischen 15 und 35 Familien zusammen, die in Kontakt stehen und sich gegnseitig unterstützen. Die Flüchtlinge erhalten Nahrung, Kleidung, Medikamente, Matratzen und Koch- stellen. Sie haben Zugang zu Selbsthilfeprojekten und Sprachkursen, be- kommen Mietzuschüsse oder finanzielle Unterstützung für den Schulbesuch der Kinder. Untergebracht sind die Flüchtlinge in Slumpfarreien am Rande von Nairobi, in Mietwohnungen und kleinen Häuschen. Besonderes Augenmerk liegt auf der psychosozialen Betreuung. Kulturelle Veranstaltungen machen es den Flüchtlingen leichter, bei allen Unterschie- den in gegenseitigem Respekt miteinander zu leben. Die Mitarbeiter von Tushirikiane sind täglich stundenlang unterwegs, um die Familien aufzusu- chen, sie zu beraten oder ihnen bei Behördengängen behilflich zu sein. Sie kontrollieren auch, ob HIV-Infizierte ihre Medikamente genommen haben oder ob die Kinder regelmä- ßig den Schulunterricht be- suchen. „Durch Bildung kön- nen wir die Gesellschaft verändern“, betonte Charles Sendegeya, der heutige Ko- ordinator von Tushirikiane auf einer missio-Veranstal- tung im November 2016. Mit ihm auf dem Podium diskutierten Dr. Gerhard Cromme, Aufsichtsratsvor- sitzender von Siemens und der Münchner Erzbischof Kardinal Reinhard Marx. A KRISTINA BALBACH missio 1/2018 | 37