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mm_ebooks_01_2018

heftigen Kämpfe haben auch diese Stadt in Trümmer gelegt. Aber ab Sommer 2017 kehrte das Leben zurück. Männer trafen sich in Straßencafés zum Karten- spiel, nebenan schleppten Bauarbeiter den Schutt beiseite und besserten die ma- roden Straßen aus, Ladenbesitzer öffne- ten ihre Geschäfte wieder, Mütter brach- ten ihre Kinder zur Schule. „Alle schienen irgendwie glücklich“, sagt Emanuel Youk- hana. „Fast so, als ob sie ihre schlimmen Erlebnisse endlich vergessen konnten.“ Aber dann kam schon wieder der nächste Rückschlag. Die ungelöste Kurdenfrage birgt neue Gefahren für die Christen Die Region Kurdistan stimmte in einem Referendum im September 2017 für die Unabhängigkeit, aber die Zentralregie- rung in Bagdad machte schnell klar, dass sie dieses Ergebnis nicht akzeptieren werde. Bagdad verlangte die Kontrolle über die Ninive-Ebene zurück. Während sich anderswo die Kurden sofort zurück- zogen und kampflos an die irakische Ar- mee übergaben, geriet Teleskof unter Be- schuss. Zwei Jungen im Alter von zwölf und 14 Jahren wurden durch Granaten der irakischen Armee verletzt – und eilig verließen mehr als 400 Familien erneut ihre Stadt, in die sie sich gerade erst zu- rückgewagt hatten. Das sei ein großer Fehler der Regierung in Bagdad gewesen, „ES LEBE DAS KALIFAT!“ Auch im früheren Bischofshaus von Ka- rakosch finden sich die Parolen der Islamisten an Wänden und Türen. Die syrisch-katholische Kirche „Behnam et Sara“ in Karakosch wurde vom IS verwüstet. ASSYRER, CHALDÄER, ORTHODOXE Ist demnächst eine 2000 Jahre alte Geschichte zu Ende? Das fragen sich die verbliebenen Chris - ten im Nahen Osten, besonders im Irak. Wichtige christliche Orte wurden schon im Alten Testa- ment erwähnt, etwa Ninive, das auf dem Gebiet des heutigen Mossul lag. Auch das fruchtbare Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris war schon in frühchristlichen Tagen ein Be- griff. Es gibt mehrere Glaubensrichtungen: Die chaldäisch-katholische Kirche, dazu die assyrische Kirche, sowie syrisch-orthodoxe und syrisch-katholische Kirchen. Hinzu kommen die aus dem heutigen Armenien eingewanderten Gemeinden. Mit der Ausbreitung des Islam ab dem 7. Jahrhundert gerieten die Christen in die Minderheit. Immer wieder sahen sie sich Verfolgung und Vertreibung ausgesetzt. In besonde- rer Erinnerung ist ihnen der Völkermord ab 1915 geblieben, als viele tausend Assyrer im damaligen Osmanischen Reich getötet wurden. Während der Gewaltherrschaft unter Saddam Hussein genossen die religiösen Minderheiten eine gewisse Freiheit. Nach dem Sturz Saddams gewannen fundamentalistische Kräfte die Macht, und immer mehr Christen verließen ihre Heimat. Lebten 2003 noch etwa zwei Millionen im Irak, so sank ihre Zahl bis 2007 auf etwa 580 000. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung ging damit von acht auf zwei Prozent zurück. Mitte 2015 waren es sogar nur noch 0,8 Prozent. missio 1/2018 | 21

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