VOR ORT IRAK VOR ORT IRAK Spuren der Verwüstung: IS-Kämpfer hatten ihre Flagge an die Wand geschmiert und den Sarg eines verstorbenen Bischofs geraubt. rend Bischof Ishak durch die verlassenen Räume geht, schüttelt er nur den Kopf. „Aber wie gesagt: Ich komme zurück.“ „Der Irak braucht uns Christen doch mehr denn je“ Die Kirchenvertreter wollen die Hoff- nung auf einen neuen Anfang nach der Katastrophe unter allen Umständen am Leben erhalten. In der einstigen IS-Hoch- burg Mossul werden zwar vermutlich keine Christen mehr leben können, heißt es überall. Zu tief verwurzelt seien die Hasspredigten der Islamisten, zu groß das Misstrauen zwischen Christen und Mus- limen. Aber die Kirche selbst will ihre Präsenz dort nicht aufgeben. Vielleicht ein Priester irgendwo, in einer kleinen Kirche. Zeugnis ablegen, bis zuletzt. Aber nicht nur das. „Nicht nur wir Christen brauchen den Irak“, sagt der as- syrische Erzdiakon Emanuel Youkhana. Er ist überzeugt: „Mehr denn je braucht der Irak uns Christen!“ Emanuel Youk- hana leitet die Organisation CAPNI („Christian Aid Program Northern Iraq“), die er schon zu Zeiten von Sad- dam Hussein in den 1990er-Jahren ge- gründet hat. „Wo andere Mauern bauen, da können wir Christen Brücken bauen,“ betont er. Und das sind keine leeren Worte, denn CAPNI hat bereits 300 Häu- ser in der Ninive-Ebene wieder aufbauen können. Die Organisation betreibt Kin- dergärten und Schulen, kümmert sich um eine medizinische Versorgung. Davon profitieren alle, nicht nur die Christen. Der Irak brauche die Vielfalt der Kultu- ren und Religionen, sagen sie bei CAPNI. „Sonst gibt es am Ende nur eine Farbe: Schwarz.“ Die Farbe des Islamischen Staates. Emanuel Youkhana weiß: Wer geflo- hen ist und wieder in die Heimat zurück möchte, hat ganz konkrete Fragen, von denen die Entscheidung zur Rückkehr abhängt. Gibt es Arbeit, kann ich Geld verdienen? Können meine Kinder ir- gendwo in die Schule gehen? Was mache ich, wenn jemand krank wird? „Und,“ sagt Emanuel Youkhana, „sie fragen im- mer wieder: Werden wir in Sicherheit le- ben können?“ In Teleskof waren sie be- reits auf einem guten Weg. Die kleine Stadt liegt etwas weiter nördlich, auch sie wurde vom IS besetzt und befreit. Die 20 | missio 1/2018