EIN STARKES TEAM: Charles Sendegeya (rechts) und das Tushi- rikiane-Team vor ihrem Büro in Nairobi. Sie begleiten 1300 Flücht- lingsfamilien aus Ruanda, Burundi und dem Kongo in Nairobi. SEINEN BRUDER hat Merci Mabira auf seinen Schultern nach Nai- robi getragen. „Komm, wir zeigen, wie wir das geschafft haben“, fordert er den Neunjährigen auf. Gehorsam klettert der Kleinere auf den Rücken des großen Bru- ders und hält sich, als er die richtige Posi- tion gefunden hat, mit seinen schmalen Händen am Kopf des Älteren fest. „So bist du aus dem Kongo hierhergekommen, stimmts? Als du nicht mehr weiter konn- test?“ Jeremy nickt stumm. hend zu Verwandten oder Freunden. Wenn es wieder ruhig wurde, kehrten wir zurück.“ Merci war 14 Jahre alt, als es nach ei- nem solchen Angriff der Rebellen für seine Familie nie wieder ruhig wurde. Als er von der Schule heimkehrte, fand er die Leichen seines Vaters und eines Bruders auf dem Boden liegen. Voller Angst fing er an, nach seiner Mutter und den übri- gen Geschwistern zu suchen, als die An- greifer ihn aufgriffen. Zusammen mit wei- teren Kindern und Jugendlichen begann seine Zeit als Geisel, die kämpfen musste: als Kindersoldat. Wirklich tief schläft Merci auch heute noch nicht. Manchmal schreckt er nachts auf, und merkt, dass er wieder zusam- mengekauert daliegt wie damals im Camp Die Wohnungen, in denen Flüchtlinge unterkommen, sind in desolatem Zustand (r.o.). Treffen einer Merci kann noch andere Dinge zeigen: Etwa, wie die anderen Jungen und er in den Camps der Milizen schliefen. „ Wir haben uns so zusammengerollt, dass wir jederzeit aufspringen konnten. Das Wich- tigste war, die Waffe immer im Anschlag zu haben.“ Gut schlafen kann man so nicht, sagt er. Aber gut schießen. Merci Mabira stammt aus Uvira in der Region Süd-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo. Von klein auf war er ge- wohnt, dass es immer wieder zu Gefech- ten zwischen Regierung und Rebellen- truppen kam. „Für uns war das so: Wenn die Kämpfe zu schlimm wurden, verließen wir unser Haus und gingen vorüberge- 34 | missio 1/2018