20 | missio 2/2017 Während Prediger Kolenda und sei- ne Entourage vorbeiziehen, öffnet ein Mann namens Alassane Bisiri das Tor zur großen Moschee von Bobo-Dioulasso. Es ist eines der Lehmgebäude, wie sie in der Region typisch sind. Auch in Mali und Ghana finden sich solche Gotteshäuser, deren Mauern jeweils nach der Regen- zeit neu verputzt werden müssen. Die Moschee steht seit mindestens 1882 hier. Die Vorfahren von Alassane Bisiri haben sie erbaut. Er zeigt die Gebetsräume und gibt Auskunft über die Geschichte des Bauwerks. Über eine enge Wendeltreppe gelangt er nach oben, auf das Dach, von dem aus früher der Muezzin den Ge- betsruf verkündete und heute elektri- sche Lautsprecher an dessen Stelle ge- treten sind. Alassane Bisiri sagt: „Ich weiß nicht wie es in anderen Ländern ist, aber hier in Burkina Faso respektieren sich die Religionen. Christen und Mus- lime müssen gemeinsam für den Frieden arbeiten.“ Sie wollen sich nicht so einfach spalten lassen Das ist genau die Meinung, die auch Ka- tholiken wie Bischof Joachim Ouédraogo und François Ramdé vertreten. „Unter- schiede zwischen den Religionen und den Kulturen dürfen kein Grund sein, sich zu spalten, sondern viel mehr eine Chance zur Einheit,“ sagt François Ramdé. Aber zuviel Toleranz ruft auch Kritik hervor. Bischof Joachim: „Wir be- obachten vor allem viele junge Leute, die zum Studium nach Libyen oder Saudi- Arabien gehen. Und wenn sie zurück- kommen, dann sind sie in ihrem islami- schen Glauben oft viel radikaler als zu- vor. Sie behaupten sogar, dass ihre eige- nen Eltern keine wahren Muslime sind.“ Nicht nur die alten, traditionellen Mo- scheen aus Lehm findet man in Burkina Faso, sondern eine ganze Reihe von neuen Moscheen, die arabische Schrift- zeichen tragen. Oder an denen eine tür- kische Flagge hängt. Wie die Organisation „International Crisis Group“ in einer aktuellen Studie schreibt, soll allein das Emirat Katar in den wenigen Jahren zwischen 2009 und Alltagsleben: Auf dem Viehmarkt von Fada N’Gourma (l.) und in der Nähe von Gaoua (o.). Nigeria gegründet wurde. Die Fahrzeuge sind auf dem Weg zum traditionellen Oberhaupt der Stadt. Daniel Kolenda will um Erlaubnis für die geplante Veran- staltung bitten. An den folgenden Tagen wird er ein ganzes Sportstadion füllen und von Jesus Christus predigen. „Den Islam greifen wir nicht an“, betonte er vor kurzem in einem Interview. Trotzdem spricht er in seinen Werbebotschaften von einem „Kreuzzug für das Evange- lium“. Kirchengründer Bonnke trägt den Spitznamen: „Mähdrescher Gottes“. Da- niel Kolenda holt Menschen auf die Bühne, die angeblich von schweren Lei- den geheilt wurden. Einer Muslimin im Schleier überreicht er eine Broschüre mit dem Titel: „Jetzt bist du gerettet“. VOR ORT BURKINA FASO