2015 den Bau von genau 496 Moscheen finanziert haben. Der Vorwurf, dass er kein „wahrer Muslim“ sei, hat auch den Imam von Dori, Mahamoudou Yaha schon ereilt. Nicht nur, weil er seinen Antrittsbesuch im ka- tholischen Bischofshaus gemacht und mit den Christen Wasser und Hibiskus- saft getrunken hat – nein, der höchste Vertreter der muslimischen Gemeinde kam sogar zur Ostermesse in die katholi- sche Kathedrale. Das war kaum mehr als zwei Monate nach dem schweren An- schlag von Ouagadougou. Der Imam nahm am christlichen Gottesdienst teil, gleich neben ihm stand François Ramdé. Eine große Geste des Zusammenhalts. Nachher wurden Bilder von diesem Besuch verbreitet, und François Ramdé erhielt begeisterte Reaktionen. „Eine Lek- tion für alle Extremisten“, schrieb ihm ei- ner. „Genau die richtige Antwort“, sagte ein anderer. Aber es meldeten sich auch einige andere Stimmen: „Wer zu den Feinden Gottes geht, der ist selbst ein Feind Gottes.“ Und: „Möge Allah ihn auf den rechten Weg zurückführen.“ Bischof Joachim Ouédraogo sagt: „Diese Radika- len wird es immer geben. Aber wir müs- sen dafür sorgen, dass sie nicht gewin- nen.“ Sie wollen weiter zusammenarbei- ten, in guten wie in schlechten Zeiten. Und an allen anderen Tagen auch. A Es gab schon weitaus ru- higere Zeiten, als es die vergangenen Jahre in Burkina Faso waren. Der langjährige Präsident Blaise Compaoré wollte 2014 die Verfassung än- dern, um ein weiteres Mal seine Amtszeit verlängern zu können. Dagegen gab es großen Widerstand aus dem Volk. In den Tagen vor dem 30. Oktober 2014, an dem das Parlament über die Verfassungsänderung abstimmen sollte, kam es zu Un- ruhen. Das Parlamentsgebäude wurde in Brand gesetzt, das Militär entmachtete den Präsidenten, und Blaise Compaoré musste das Land verlassen. Ein Jahr lang führte nun eine Übergangsregierung die Geschäfte. Im Sommer 2015 scheiterte das Militär mit einem Putschversuch. Es folgten freie Wahlen im November. Da- raus ging der Katholik Roch Marc Christian Kaboré als Sieger hervor. Kardinal Philippe Ouédraogo, der Erzbischof von Ouagadougou, sagt: „Der Zug ist jetzt auf dem richtigen Gleis, auch wenn es gelegentlich noch einige Turbulenzen gibt.“ Während der Krisenzeit spielte die Kirche eine wichtige Rolle als Vermitt- ler zwischen den Parteien. Der Erzbischof von Bobo-Dioulasso, Paul Ouédraogo galt eine Zeit lang sogar als Kandidat für den Posten an der Spitze der Über- gangsregierung. Unter Blaise Comaporé, der 27 Jahre re- gierte, galt Burkina Faso als stabiler Part- ner in Westafrika, einer Region, die immer wieder von Konflikten, wie etwa in Liberia und der Elfenbeinküste, oder in Mali und Niger, geprägt wird. Fehlende Demokratie und fehlende Freiheit waren unter Blaise Compaoré der Preis für Ruhe und Stabili- tät. Nun hofft das „Land der Aufrechten“ (so der Landesname übersetzt) mit sei- nen fast 19 Millionen Einwohnern auf einen demokratischen Neuanfang. BURKINA FASO FRANÇOIS PAUL RAMDÉ: „Die Lage in Mali und im Niger verschafft uns Probleme, die wir vorher nie hatten.“ JOACHIM OUÉDRAOGO: „Unsere Aufgabe muss es sein, dass die einen wie die anderen sich verstehen.“ 21 missio 2/2017 |