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mm_ebooks_02_2017

35 missio 2/2017 | Alkoholismus, Prostitution und damit Aids im Hinterland angekommen. Die Frauen haben meist mehr als fünf Kin- der. Die Herden der Hirten sind viel zu groß, das Buschland überweidet. Bei je- der Dürre stirbt Vieh. Immer wieder brechen im Streit um Tiere, Land und Wasser tödliche Konflikte aus zwischen den Dassanech und den Gabbra, die weiter im Süden leben. Seit Generatio- nen sind die Stämme verfeindet. Pater Florian versucht zu vermitteln. „Ich stamme selbst aus einer alten Familie,“ sagt er. Das helfe ihm, fremde Traditio- nen zu verstehen. Dass er in seiner Hei- mat Bayern auch so etwas wäre wie ein Stammesoberhaupt, hat sich in seiner Gemeinde mittlerweile herumgespro- chen. Etwa ein Drittel der Dassanech ver- stehen sich als Christen. Viele von ihnen hat Pater Florian für seine Religion ge- wonnen. Die meisten Hirten verbinden die Botschaft der Bibel dabei mit ihrem alten Glauben an ihren eigenen Schöp- fergott. Menschenfischen und Bekehren ist für den Missionar Pater Florian das eine. Ebenso wichtig sei es ihm, so sagt er, Menschen eine Perspektive zu bie- ten, um die sich ihre Regierung kaum schere. Er entwickelt seit einigen Jahren neue, flexible Unterrichtsformen für die Nomadenkinder. Nicht sie sollen zur Schule kommen, sondern die Schule zu ihnen. Er will Dassanech als Lehrer aus- bilden und in die Hüttenzelte der No- maden schicken. Manchmal gerät auch er an die Gren- zen seiner Möglichkeiten. Obwohl es in Kenia offiziell verboten ist, beschneiden die Dassanech ihre Töchter. Da sei er als Mann nicht der Richtige, meint der Geistliche. Er liege den Benediktinerin- nen, etwa in der Diözese Nairobi, in den Ohren, sie mögen doch Schwestern schicken, damit sie die Dassanech ab- bringen von ihrem blutigen Brauch. Etwa alle drei Jahre fährt Pater Flo- rian zurück nach Bayern. Eine Reise zwi- schen Welten: Drei Tage dauert allein die Fahrt in die Hauptstadt Nairobi. Er lebt dann für ein paar Wochen im Klos- ter Sankt Ottilien und besucht seine weit verzweigte Familie. Aufgewachsen ist er als ältester Sohn unter sieben Ge- schwistern auf einem Gutshof in Leut- stetten bei Starnberg, Teil einer land- wirtschaftlichen Musteranlage, die einst sein Urgroßvater Ludwig III. angelegt hatte. „Der Hof stand immer offen“, sagt er. „Wir Kinder sprachen von unserem Gummihaus. Jeder hatte Platz, hat mit- geholfen und mitgegessen.“ Leben bei den Dassanech: Vieh ist der Reichtum des Hirtenvolkes, Konflikte ums Weideland sind häufig.

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