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mm_ebooks_02_2017

8 | missio 2/2017 STICHWORT VATER DER BÄUME Vater der Bäume FRANZISKANERBRUDER HERMANN BORG: „Eine gesunde Umwelt ist die Grundvoraussetzung für eine gesunde Gesellschaft.“ UM DEN WALDBESTAND in Ke- nia steht es heute zum Glück besser als noch vor ein paar Jahren. Statistiken wer- den zwar immer ein bisschen beschönigt, aber wir haben sichtbar mehr Waldfläche als noch vor zehn Jahren. Außerdem hat sich die Mentalität der Menschen zur Na- tur verändert. Es gibt heute viel mehr Ak- tionen von Privatpersonen, Schulen und Organisationen, die darum bemüht sind, etwas für die Umwelt zu tun. Als wir vor 30 Jahren angefangen ha- ben Bäume zu pflanzen, hatten wir ur- sprünglich gar nicht die Idee, etwas Gro- ßes zu starten. Wir haben einfach auf die lokalen Nöte reagiert. In Lower Subukia, einer Region im Norden des Landes, gab es kaum noch Anbauflächen. Die Gegend war durch enorme Waldrodungen zur Halbwüste geworden. In den Jahren zwi- schen 1985 und 1997 haben wir dort eine Million Bäume gepflanzt. Heute sind die Bäume groß gewachsen und haben ein dichtes Blätterwerk. Das Klima in der Re- gion hat sich durch den neuen Bewuchs verändert. Es gibt mehr Regen, die Flüsse führen mehr Wasser, die Ernten sind er- tragreicher. Die Einkommen der Men- schen sind gestiegen. Früher gab es in dieser Gegend gerade einmal eine wei- terführende Schule. Heute gibt es sechs davon. Alle Schulgelder werden von den lokalen Einkommen finanziert. 90 Prozent sind Bäume der Sorte Gre- villea Robusta. Damals wussten wir noch nicht, welche Baumarten vielleicht noch besser geeignet sind für die Gegend. Es ist natürlich ein Unterschied, ob man in Küstennähe oder in höheren Gebieten anbaut. Aber unsere Bäume gedeihen prächtig. Sie dienen nicht nur den Men- schen, sondern auch den Tieren. Sie spenden Schatten und in der Trockenzeit können die Blätter an die Ziegen, Schafe und Kühe verfüttert werden. Der Wert von Bäumen kann gar nicht hoch genug angesetzt werden. Der ein- zige Weg, der Umweltkrise und dem Kli- mawandel gerecht zu werden, ist den Waldbestand der Erde deutlich zu erhö- hen. Denken wir an den Nachhaltigkeits- begriff, der heute überall verwendet wird: Ursprünglich stammt er aus der Forstwirtschaft. Da hieß es: Wenn du ei- nen Baum fällst, pflanze einen neuen. Ich sage: pflanze drei neue. Natürlich muss man die Menschen von dieser Sichtweise erst einmal über- zeugen. In Kenia denken heute noch viele, dass in ihrer Gegend nichts wach- sen kann. Sie denken, die Erde sei zu trocken und die Pflanzen würden nicht lange überleben. In gewisser Weise ha- ben sie auch Recht. Jahrelange Abhol- zung hat die Böden ausgelaugt. Damit die Wiederbewaldung Erfolg hat, braucht man einen langen Atem. Es reicht nicht, ein Loch zu graben und einen Setzling einzupflanzen. Der Baum braucht mindes- tens drei Jahre Pflege. Einmal in der Wo- che muss er bewässert werden. Daher sprechen wir auch nicht mehr nur vom Pflanzen, sondern auch vom Pflegen und Erhalten. Wenn zum Beispiel Schulen zu be- stimmten Anlässen Bäume pflanzen, dann ist das zwar ein gutes Zeichen, aber oft ist der Erfolg solcher Aktionen unter Wir pflanzen Bäume aus einem bestimmten Geist heraus. Jede Religion verehrt die Natur. Fotos: missio, privat (2) ZUR PERSON Seit 1983 lebt der Franziskanerbruder Hermann Borg in Kenia. Die Menschen dort nennen ihn „Baba Miti“ – Vater der Bäume. Zwei Jahre nach seiner Ankunft begann er mit der lokalen Bevölkerung die abgerode- ten Wälder in einer besonders trockenen Region neu anzupflanzen. Aus dieser Aktion wurde das „Mother Earth-Network“ – ein Zusammenschluss aus Christen, Muslimen und Hindus, die sich vorgenommen haben, den Waldbestand Afrikas merklich zu erhö- hen. Die Idee ihrer Baumpflanzaktionen findet mittlerweile auch in Kenias Nachbar- ländern Anklang. 2016 erhielt das Team um Bruder Hermann Borg außerdem den Preis der „United Religions Initiative“ (URI), eines weltweit agierenden Netzwerkes, das sich für ein friedliches Zusammenleben aller Religionsgemeinschaften einsetzt.

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